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Zwerchfellbruch - warum gerade ich?

Sehr verehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser!

Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Punkte zu den „Risikofaktoren" für einen Zwerchfellbruch erläutern.

Zu Recht fragen sich Patienten, warum habe gerade ich einen Zwerchfellbruch bekommen? Lag das an dem großen Umzug, am Kraftsport, an einem Sturz?

Dazu müssen sie wissen: In diesem kritischen Areal des Zwerchfells greifen erhebliche Druck- und Zugkräfte in den unterschiedlichsten Richtungen an. Die Fähigkeit, diese Kräften zu neutralisieren und die Stabilität im Hiatus zu bewahren, wird durch unterschiedliche Faktoren determiniert: die Winkel der Crura zueinander, deren Muskelstärke und anatomischer Ansatz im Centrum tendineum, Symmetrie und Körperwinkel des Hiatus selbst, die nervale Versorgung und damit die Reaktionsfähigkeit auf Druckspitzen, die 3-dimensionale Anordnung von Speiseröhre und Magen aber auch Herz und Aorta, die Form von Wirbelsäule und Thorax, die Durchblutung, um nur einige zu benennen. Trotz oder vielleicht besser wegen dieser Komplexität von Faktoren, die sich ergänzen und Schwächen ausgleichen, ist der Hiatus grundsätzlich enorm stabil und leistungsfähig.

Eine Veränderung jeder dieser Faktoren kann zu einer Dysbalance im System führen. So führt die Skoliose zur Asymmetrie im Hiatus und gilt als Risikofaktor. Rasches Längenwachstum in der Pubertät hat Auswirkungen auf Muskelstärke und wichtige Winkel der in der Sagittalebene der Crura im Hiatus. Viele Faktoren unterliegen dem Erbgang und führen zu gehäuften Zwerchfellbrüchen innerhalb einer Familie. Der ständig erhöhte Abdominaldruck bei Adipositas scheint ebenfalls eine gewisse Rolle zu spielen. Gegen die pausenlos angreifenden Kräfte kann sich das Zwerchfell schließlich nicht mehr zur Wehr setzen. Es beginnt nachzugeben und „bricht“ langsam Stück für Stück auseinander.

Manche von Ihnen werden nun bei sich denken, das trifft aber alles nicht auf mich zu! Aber wir müssen berücksichtigen, dass wir die meisten Faktoren der Zwerchfellinstabilität überhaupt nicht messen können und erst während einer Operation mehr erkennen können. Aber es ist richtig: oft kennen wir die Ursache nicht.

Kann das Zwerchfell auch plötzlich durch eine große Belastung brechen?

Eher nein, aber Folgendes gilt es zu beachten: Gibt das Zwerchfell wie oben beschrieben nach, laufen Kompensationsmechanismen im Körper an. Dadurch gelingt es, eine gewisse Stabilität des Hiatus noch aufrechtzuerhalten. Kommt es aber zu einem plötzlichen Belastungsereignis, verliert das System seinen allerletzten Halt und sofort entstehen Beschwerden. Aber der eigentliche Zwerchfellbruch hatte schon zuvor stattgefunden. Eine klassische Druckbelastung ist die Schwangerschaft. Die Auswirkungen lesen sie hier in einem Brief an mich:


„Meine gesundheitlichen Probleme begannen vor ca. 7 Jahren nach einer Zwillingsschwangerschaft, die aufgrund der „Platzverteilung“ vermutlich eine große Belastung für Magen und Zwerchfell war. Ich hatte zum ersten Mal das Problem, dass ich im Zuge einer Erkältung eine Kehlkopfentzündung bekam, die nur schwer wieder ausheilte und über mehrere Wochen andauerte. In den folgenden Jahren gab es immer wieder Zeiten, in denen ich mich – bis auf häufige Halsschmerzen - gesund fühlte, gleichzeitig nahmen aber die Kehlkopfentzündungen zu. Mein HNO-Arzt hatte schon damals den Verdacht, dass Reflux dahinterstecken könnte, so dass ich 2009 erstmals zu einer Magenspiegelung ging. Diese war aber ohne Befund. Die Zeit verging und im Jahr 2011 war ich mit drei aufeinanderfolgenden Halsentzündungen fast ein halbes Jahr ohne Stimme(!), was für Familie, Freunde und auch für meinen Beruf eine große Belastung darstellte. Nach einem Auf und Ab folgte 2013 wieder eine sehr schwere Kehlkopfentzündung mit Heiserkeit für 5 Monate. Mein HNO-Arzt verschrieb mir diesmal Pantoprazol (2x40 mg) und es wurde erneut eine Magenspiegelung gemacht. Diesmal kam der Befund: Zwerchfellbruch. Der Arzt, der die Untersuchung durchgeführt hatte, riet mir zu einer weiteren medikamentösen Behandlung mit Säureblockern. Mehr könne man nicht machen.

Ich nahm weiterhin 40 mg Pantoprazol, bei Kehlkopfentzündung auch 2 x 40 mg. Außerdem achtete ich sehr auf die Zusammensetzung meiner Ernährung, auf kleine Mahlzeiten und kein spätes Essen. Körperlich tat mir dies nicht sehr gut, da ich vorher schon sehr schlank war und nun zusätzlich noch abnahm und immer mehr an Gewicht und Kraft verlor. Auch die Aussicht, auf eine lebenslängliche Einnahme von Pantoprazol machte mir Sorgen – sowohl wegen möglicher Spätfolgen als auch wegen der fehlenden Aufnahme mancher Nährstoffe. Die Zeit mit meinen Kindern war schon so schlimm überschattet mit meinen Beschwerden. Nun sind meine Kinder schon in der Schule und ich werde immer kränker und schwächer... Ihre Anne.


Anne hat es in ihrem Brief wunderbar beschrieben: tatsächlich ist die Schwangerschaft und insbesondere die Zwillingsschwangerschaft ein erheblicher Risikofaktor für die Stabilität des Zwerchfells. Der Dauerdruck im Bauch steigt mit dem Heranreifen des Kindes enorm an. Das kann der Körper einer Frau grundsätzlich nur leisten, weil die ausgeschütteten Schwangerschaftshormone das Gewebe weich und nachgiebig machen. Nur so gelingt dieses Kunststück der Natur. Ein Mann würde eine Schwangerschaft nicht überleben. Natürlich wirken die Hormone auch auf das Zwerchfell. So steht dem stetig zunehmenden Druckanstieg eine immer geringer werdenden Zwerchfellstabilität gegenüber. Die Folge: die natürliche kleine Lücke im Zwerchfell weitet sich, der Magen wird geradezu hineingequetscht, die Speiseröhre verschiebt sich und nicht selten kommt es zum Sodbrennen während der Schwangerschaft. War diese Verschiebung nicht zu weit, rutscht nach der Geburt alles wieder an seinen alten Platz zurück und das System funktioniert so wie immer.


Bei Anne war es leider nicht so: Zwei Kinder in nur einem Bauch waren zu viel. Zwar hatte sich das ganze System bei Anne eigentlich recht gut erholt, aber die aufsteigenden Gase aus dem Magen konnten nicht mehr vollständig kontrolliert werden. Aerosole aus Säuren und Enzymen des Magens sind als erstes auf den Kehlkopf getroffen. Die Folge: immer wieder auftretende Kehlkopfentzündungen, Schmerzen, Stimmenverlust und Heiserkeit. Damit aber nicht genug. Die wunden Schleimhäute bildeten eine ideale Einnistungsstelle für aggressive Bakterien und Viren. Dadurch setzten sich weitere schwere Entzündungen noch oben drauf. So kam eins zum anderen: der Kehlkopf wird Tag und Nacht angegriffen, das Immunsystem erschöpft sich und die verschriebenen Medikamente entziehen zusätzlich wichtige Wirkstoffe. Der Körper wird schwächer, der tägliche Abwehrkampf zermürbt Körper und Seele, Nebenwirkungen entwickeln sich und das Leben gleitet immer mehr in eine Abwärtsspirale ohne Hoffnung auf Heilung.


In diesem Fall gibt unterschiedliche Behandlungsformen zur Linderung. Wir haben uns aber zur Operation entschlossen, um endlich die Ursache zu beseitigen. Damit war der Spuk für Anne schlagartig vorbei. Sie kann sich wieder ganz normal ernähren, ist aktiv wie früher und die Kinder haben ihre Mutter wieder! Und jetzt gibt es so viel nachzuholen...


Ihr



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