Sehr verehrte Leserin, sehr geehrte Leser,
nicht selten wenden sich Patienten an mich mit den unterschiedlichsten Atembeschwerden. Ich möchte Ihnen hier über ein Organ berichten, dass erheblich mitleidet, wenn die aggressiven Substanzen des Magens den Weg nach oben finden: die Lunge!
Gerade Aerosole und die gasförmigen Anteile des Refluxes mischen sich von unten hochkommend in unsere Atemluft. So gelangen diese aggressiven Substanzen mit jedem(!) Atemzug in unsere Lungen. Gegenüber der Speiseröhre, die die Säurebelastung still ertragen muss, reagiert die Lunge anders: die empfindsamen Bronchien versuchen durch ständigen Husten, die Schadstoffe aktiv herauszuschleudern. Dabei werden Windgeschwindigkeiten im Bronchialsystem um die 400 Stundenkilometer erzeugt! Mit diesem „Hurrican“, der durch das Bronchialsystem tobt, kann die Lunge alles, was fälschlich eingeatmet wird, hinausschleudern. Das ist der Schutzmechanismus unserer Lungen.
Bei Patienten mit gasförmigem Reflux werden aber schädigende Substanzen aus dem Magen ständi inhaliert! Sie können sich ausmalen, wie die Lunge leidet. Die Folge: Infektanfälligkeit, wiederkehrende Bronchitiden, Antibiotika-Therapien, weil nun auch Bakterien und Viren die angegriffenen Schleimhäute für ihre Einnistung nutzen und alles verschlimmern. Unser Immunsystem muss Tag und Nacht auf Hochtouren arbeiten, um Abwehrzellen zu bilden, Defekte zu reparieren, Bakterien abzutöten und Lymphknoten zu aktivieren, um uns vor weiteren schlimmen Folgen zu schützen. Das schwächt den Organismus enorm, nicht zuletzt weil die Lungen über eine enorm große Oberfläche von ca. 100qm verfügen, die es zu schützen gilt.
Obwohl wir das alles wissen, irren Patienten leider immer noch hilfesuchend umher und finden oft nur aus purem Zufall den richtigen Weg zur Behandlung. Ich möchte meinem Patienten herzlich danken, dass er sich die Zeit genommen hat, die vielen Irrungen und Wirrungen in seinem Krankheitsverlauf so detailliert aufzuschreiben, wie wir dies aus vielen Briefen von Patienten kennen. Lesen sie gern dessen lange und zermürbende Reise durch Deutschland mit dem Ziel, endlich gesund zu werden:
Lieber Dr. Löhde, lieber Dr. Thomas, liebes Praxisteam und liebe Leser,
hiermit möchte ich meine „Patientenstimme“ abgeben. Ich habe mir viel Zeit genommen, um meine Erlebnisse von Anfang an herunterzuschreiben. Meine Symptome waren nicht sehr typisch und etwas abgewandelt von den normalen Zwerchfellbruchsymptomen. Dass ich dennoch bei Dr. Löhde gelandet bin, ist für mich ein riesen Glück. Vielleicht nimmt sich der ein oder andere Zeit, um meine Geschichte durchzulesen. Ich hoffe ich kann eventuell sogar einige Mut machen oder gar einen Weg in die richtige Richtung zeigen.
Meine Odyssee fängt Anfang 2015 an. Ich litt unter gelegentlichen Hustenanfällen nach dem Essen, sowie unter Sodbrennen. Diese beiden Symptome habe ich anfangs nicht in Verbindung gebracht. Mein Hausarzt war zu dem Zeitpunkt leider nicht da. Weswegen ich beim Vertretungsarzt landete. Dieser sprach von einem verschleppten Infekt und gab mir Antibiotika. Als dies nach einiger Zeit nicht ansprach, fuhr ich mit meiner Mutter ins Krankenhaus. Dort erklärte man mir, dass wohl ein Bakterium überbelebt habe und ich bekam erneut Antibiotika. Gegen die Hustenanfälle verschrieb er mir ein Asthmaspray. Meine Beschwerden wurden stärker, so dass ich im März mein Studium abbrechen musste, in der Hoffnung, es im September weiterführen zu können. Allerdings habe ich die Symptome nicht allzu ernst genommen, da diese von jedem(!) bisher aufgesuchtem Arzt wie ein Infekt behandelt wurde. Wie viele Antibiotika ich schon eingenommen habe! Zwischenzeitlich wurden es teilweise sogar etwas besser, bis dann ein großer Rückschlag kam und ich nach jeder Nahrungsaufnahme starke Hustenanfälle bis hin zum Übergeben bekam. Bei meinem ersten Besuch beim Hausarzt verschrieb er mir PPI und ein Spray gegen den Husten. Da das Husten bzw. Erbrechen nicht besser wurde, schickte er mich zum Lungenfacharzt. Dort wurde bei mir das normale Programm durchgezogen, ohne auf meine Beschwerden richtig eizugehen. Das heißt: Allergietest, Lungenfunktionstest und Röntgen der Lungen. Dabei kam raus, dass ich eine starke Allergie gegen verschiedene Pollen und Asthma habe. Die Pollenallergie habe ich schon seit meiner Kindheit, komme damit sehr gut zurecht und habe außer ein paar tränenden Augen im Frühjahr keine Probleme. Trotzdem wurde mir sehr zu einer Hyposensibilisierung geraten, ja schon fast aufgedrängt, da ich ja so nicht leben könne. Dabei hieß es aber schon, dass die Pollenallergie nicht der Grund meiner Beschwerden wäre, sondern das Asthma. Ich war noch nie sehr sportlich, gehe zwar reiten, aber war schon immer nach kurzem Laufen o.ä. sehr erschöpft. Daher nahm ich die Diagnose so hin. Der Arzt verschrieb mir noch ein starkes kortisonhaltiges Asthmaspray nur für den Notfall und eine Art Pulverspray zum dreimal täglichen Einnehmen. Eine genaue Erklärung inwiefern das Asthma mit der Nahrungsaufnahme zusammenhängt, gab es allerdings nicht. Dazu war keine Zeit. Allerdings gab es erneut keine Besserung, eher sogar eine Verschlimmerung. Die ganzen Medikamente habe ich nicht vertragen, nach dem Spray bekam ich starke Kreislaufprobleme und baute total ab. Nach Rücksprache mit meinem Hausarzt setzte ich diese dann ab. Erneute Besuche bei meinem Hausarzt mit Blutabnahmen etc. blieben erfolglos. Schließlich bekam ich einen Termin zur Magenspiegelung. Mittlerweile baute ich ziemlich ab, traute mich gar nicht mehr aus dem Haus zu gehen. Als die Magenspiegelung endlich stattfand, war ich ziemlich aufgeregt und hoffte, endlich ein Ergebnis zu bekommen. Schließlich war sie vorbei und ich kam langsam im Aufwachraum zu mir. Eine Schwester war an meiner Seite, die eine für sie sehr positive Nachricht hatte. Es wurde nichts gefunden. Es war alles in Ordnung. Für mich war es, so komisch es klingt, nicht das was ich hören wollte. Ich hatte gehofft, dass man mir endlich sagen konnte, dass es … ist und dass man … dagegen tun kann. Das Gefühl wieder nicht zu wissen was los war, war das Schlimmste an der ganzen Sache. Bei der Magenspiegelung wurde ebenfalls auf den Helicobacter Pylori getestet, ebenfalls negativ.
Da saß ich also schon wieder bei meinem Hausarzt. Mittlerweile lagen auch die Ergebnisse der Magenspieglung vor. Alles in Ordnung, nur ein kleiner Nebensatz sagte, dass ich eine Cardiainsuffizienz habe. Laut dem Gastroenterologen wäre das aber ungefährlich, sehr häufig und könne nicht der Auslöser der Beschwerden sein. Auf Anweisung meines Hausarztes habe ich ebenfalls den HNO-Arzt aufgesucht. Erneut erfolglos und ohne Ergebnis. Der HNO-Arzt schickte mich weiter ins Krankenhaus zum Breischluckröntgen und Verdacht auf eine Fistel zwischen Speise- und Luftröhre.
Im Krankenhaus wurde mir dann vom Oberarzt gesagt, dass die Kassen den Breischluck wohl nicht übernehmen wird und dass er der Meinung ist, dass kein Ergebnis dabei rauskommen wird. Das war uns in dieser Situation aber sicherlich egal. Wir waren zu allen Mitteln bereit gewesen, um endlich ein Ergebnis zu bekommen, da kein Essen mehr drinnen blieb und auch Trinknahrung keine Lösung auf Dauer war. Aber leider hatte er Recht und wir gingen erneut ohne Ergebnis nach Hause. Schließlich saßen wir wieder einmal beim Hausarzt. Er sagte mir, ich solle den Chirurgen in unserer Stadt aufsuchen da die Beiden gerne zusammen über meinen Fall sprechen würden. Ich bekam also meinen Termin beim Chirurgen, der noch einmal ein ausführliches Gespräch mit mir führte. Wenn man so lange auf eine Antwort wartet, fängt man an, selbst nach einer Diagnose zu suchen. Daher kannte meine Mutter den Begriff Zwerchfellbruch aus dem Internet, die Symptome stimmten teilweise überein. Wir sprachen den Chirurgen also direkt auf einen Zwerchfellbruch an. Dieser war sich sehr unsicher, das müsse man erst abklären. Aber man hätte es bei der Magenspiegelung ja bereits sehen müssen. Er sprach meine Mutter und mich auf ein Thema an, welches mir bis heute sehr schwer im Magen liegt – Bulämie. Er fragte, während ich im Raum saß meine Mutter, ob es sein könne, dass es etwas Psychisches wie Bulämie bei mir wäre. Dies verneinten wir mit gutem Gewissen. Schließlich schickte er mich in ein anderes Krankenhaus. Bei dem Gespräch mit dem Oberarzt aus diesem Krankenhaus wurde ich weitergeschickt, um einen Termin zu einer erneuten Magenspiegelung zu machen. Als ich diesen mit einer Assistentin besprochen habe, rief mich ein anderer Oberarzt zu sich. Er sagte schließlich den Termin zur Magenspiegelung wieder ab, da er dem Arzt, der diese bei mir vorher durchgeführt hatte, schon glauben würde. Für ihn stand der Husten nur an zweiter Stelle. Wichtig für ihn war das Sodbrennen. Die PPIs sollte ich doch bitte nicht so viele einnehmen und stattdessen Bulrich Salz bei Beschwerden einnehmen. So hatte er es bei sich früher auch gemacht. Auf die direkte Frage, ob es ein Zwerchfellbruch sein konnte, reagierte er mit etwas Unwissenheit und einem „das ist unwahrscheinlich“. Er sagt mir wortwörtlich, dass wir die ganzen Untersuchungen jetzt runterfahren sollten. Wir waren geschockt und wissen bis heute nicht, ob er den Ernst der Lage verstanden hatte. Er ordnete bei mir einen Termin zur pH-Metrie an und schickte mich wieder nach Hause, obwohl wir ja schon mit gepackter Tasche und akuten Beschwerden dort waren. Es sei nicht nötig, dass wir da blieben.
Mit den Nerven am Ende fuhren wir vor der pH-Metrie erneut zum Hausarzt, um seine Meinung zu hören. Mittlerweile hatten wir das Gefühl von einem Arzt zum anderen weitergereicht zu werden. Darüber hinaus hatten wir bei dem Krankenhaus ein sehr schlechtes Gefühl. Bei dem Gespräch mit meinem Hausarzt fiel zum ersten Mal der Name Dr. Löhde. Mein Hausarzt führte einige Telefonate mit Dr. Löhde und besprach meinen Fall. Und dann war es soweit: Es hieß er wisse, wo das Problem liege und er könne mir helfen.
Endlich hatten wir ein Ziel vor Augen. Ich war bis dato an einem Punkt angekommen, an dem ich psychisch auch einfach nicht mehr konnte. Statt mit Freunden wegzugehen, saß ich nur zu Hause rum. Jeder kleine Spaziergang in der Öffentlichkeit war für mich ein großer Akt. Zu groß war die Angst vor den Hustenattacken, dem Übergeben, Aufstoßen o.ä.. Mein Studienanfang im September konnte ich ebenfalls vergessen. In diesen Zeiten kam mir immer wieder der Ausspruch in den Kopf: Der gesunde Mensch weiß nicht, wie reich er ist.
Am Tag nach der Operation hatte ich das Gespräch mit Dr. Löhde. Er zeigte mir Bilder meiner OP, die ich mit nach Hause nehmen konnte. Dabei erklärte er mir, dass mein Riss im Zwerchfell deutlich größer war als gesehen. Mein Körper hatte über dem Loch eine Membran gebildet, damit der Magen nicht hochrutscht. Dadurch konnte die Magenspiegelung das wahre Ausmaß des Bruches nicht erkennen. Der war nämlich schon 5cm groß und die Speiseröhre entsprechend verschoben. Mein Zwerchfellbruch war angeboren, erklärte mir Dr. Löhde. Rückblickend hatte ich in der Tat schon als Jugendlicher meine Symptome: Sodbrennen, schnelle Erschöpfung, Luftnot, Husten und immer wieder sogenannte Erkältungen. Es ist Wahnsinn, wie das alles mit dem Zwerchfell zusammenhängt und niemand darüber Bescheid weiß. Mittlerweile sind zwei Wochen seit der Op vergangen. Ich habe seitdem kein Sodbrennen und kein Husten mehr gehabt! Im Op Bereich spüre ich keine Beschwerden. Die anfänglichen Schulterschmerzen sind weg und die Narben am Bauch heilen gut. Ich bin voller Zuversicht, dass es so bleibt. Ich habe bereits einiges an Essen ausprobiert und fühle mich fast, als ob ich nicht operiert wurde und trotzdem die Beschwerden weg sind. Ich weiß nicht, wie Dr. Löhde und Dr. Thomas das gemacht haben, aber ich bin unendlich glücklich und dankbar. Ich bin zwar noch etwas schnell aus der Puste, allerdings muss man bedenken, dass ich gerade erst operiert worden bin. Abschließend kann ich nur DANKE sagen an meinen Hausarzt, der mir nach so vielen Besuchen und negativen Untersuchungen bis zum Ende geglaubt hat.
End gut, alles gut! Darüber sind wir alle sehr froh. Schwierig in der Diagnosefindung waren sicherlich das gleichzeitige Auftreten von Lungenproblemen, Sodbrennen und Erbrechen vor dem Hintergrund einer (fast) normalen Magenspiegelung. Auf die Besonderheiten eines angeborenen Zwerchfellbruchs und die Probleme der endoskopischen Diagnostik werde ich gesondert eingehen.
Wichtig ist: Es gilt, die Zeichen des Körpers richtig zu deuten und rasch die richtige Diagnose zu stellen. Dann kann man das Leiden beenden.
Ihr
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